24 Februar, 2007

Restricted Reality














In den USA fordert eine neue Kampagne, Rauchen nur noch in Filmen mit R-Rating („Under 17 requires accompanying parent or adult guardian.”) zu erlauben. Wohlgemerkt: Das Bild vom Rauchen. Raucher auf der Leinwand. Davon abgesehen, dass die Zigarettenindustrie natürlich gierig und böse ist, scheint mir der Vorschlag auf eine interessante Art wahnsinnig zu sein.

Auf den ersten Blick klingen die Argumente vernünftig: Das Rauchen sei in Filmen überrepräsentiert - und habe im Kino seit den 50er Jahren zugenommen, obwohl die Zahl der Raucher in Wirklichkeit abgenommen habe. Und natürlich schockiert der Verweis auf die Summen, die die großen Tabakfirmen für Product Placement und Werbung einsetzen. Ohne Zweifel ein skandalöser Zusammenhang.

Verlängert man aber das Argument statistisch angemessener Repräsentation in die Filmpraxis, landet man direkt bei einer Dramaturgie der Videoüberwachung. Wobei die Forderung ja noch darüber hinausgeht: Keine schädlichen Handlungen in Filmen für Teenager, zumindest keine mit Zigaretten. Das läuft auf ein visuelles Neusprech hinaus: Eine Sprache, in der sich Alternativen nicht ausdrücken lassen.

Ironischerweise erhebt der Regisseur Thom Andersen in seinem Film „Los Angeles Plays Itself” ähnliche Forderungen, wenn auch aus entgegengesetzten Motiven. Er fordert im Bezug auf die räumliche Repräsentation einen „wörtlichen” Film - und unterstellt der filmischen Grammatik des Hollywoodfilms eine „Aggression” gegen Raum und Zeit.

Charles Burnett, Regisseur des wunderbaren „Killer Of Sheep” (1977), erzählte auf der Berlinale, dass er auch deshalb einen Film über das „alltägliche Leben” in Watts machen wollte, um mit der Reduzierung der schwarzen Armenviertel auf Gewalt und Drogen zu brechen.

Dahinter steht offenbar die Erfahrung im „Movieland”, dass Bilder gefährlicher sind als die Sache selbst.

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