28 September, 2012

Arbeit im ideologischen Feld

Am nächsten Freitag (5.10.2012, um 20 h) werde ich zusammen mit Dirk Cieslak und Anett Hardegen in der VIERTEN WELT über den britischen Filmemacher Adam Curtis sprechen. Der Eintritt ist frei. Interessierte sind herzlich eingeladen, mitzusprechen.

Ausgangspunkt und Beispiel für die Diskussion soll Curtis' dreiteiliges Werk THE POWER OF NIGHTMARES sein (wir zeigen nur einen kurzen Ausschnitt). Im Mittelpunkt steht die Frage nach Methode und Wirkung der Filme.

In allen seinen Arbeiten verknüpft Curtis die Machtfrage („Wem nützt es?”) mit der Frage nach der Herrschaft über die Erzählung („Wer erzählt?”). Im Intro von IT FELT LIKE A KISS bringt er es auf diesen Nenner:





Der US-Kritiker Jonathan Rosenbaum, ein Skeptiker vor allem seiner Montage-Praxis, schreibt über Curtis:

 „For better and for worse, Curtis’s audiovisual arguments (...) all start very promisingly by tearing down some of the ruling myths of our era, and then arguably conclude in far too satisfying a fashion by implying that once we can shatter those myths, we’re almost as wised up as we need to be.”

... und über THE POWER OF NIGHTMARES:

„Consider just the first four sentences and the accompanying images: Initially we see what appear to be blinking bright lights on an airstrip over the sound of the wind. Then, as Curtis says, “In the past, politicians promised to create a better world. [Music starts.]. They had different ways of achieving this, but their power and authority came from the optimistic visions they offered their people,” we’re treated to rapid, disorienting, continuous camera movements in a dark and ambiguous space where people are fleetingly glimpsed in the background that eventually becomes, behind the BBC logo, an empty and overlit TV studio anchor space with a shifting backdrop that’s gripped from behind by visible fingers. Then, while Curtis continues, “Those dreams failed and today people have lost faith in ideologies. Increasingly, politicians are seen simply as managers of public life, but now they have discovered a new role that restores their power and authority,” we get a burst of TV static, another camera movement traversing an indecipherable flash of orange and yellow, a static shot of an ornate chandelier with fading lights (or is it a fadeout in a shot of a chandelier that remains lit?), and then high-contrast black and white footage of a nighttime, flag-strewn political rally that could conceivably be a clip from Eisenstein or Pudovkin. In short, you might say that Curtis is restoring power and authority to his own voice while tossing us into an intractable labyrinth.”


Die Filme von Curtis sind größtenteils im Netz verfügbar, zum Beispiel hier.


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Ich habe den Abend als beglückend empfunden, weil es wirklich ein gemeinsames Sprechen war, ein Austausch von Gedanken nicht (nur) ex cathedra sondern quer durch die Reihen, in alle Richtungen. Vielen Dank für's Kommen. Ich freue mich auf eine gelegentliche Fortsetzung.

Hier geht es zum Audio-Mitschnitt des Abends.

C.

17 September, 2012

Nicht in meinem Namen

Die Aufführung eines Filmes zu verbieten, weil er der (beliebige) Anlass für „spontane” Ausbrüche „islamischen Volkszorns” war, halte ich für falsch und gefährlich. Um so mehr, als keiner derer, die das Verbot fordern, den Film gesehen haben kann, ja seine Existenz abseits eines kruden Trailers überhaupt in Frage steht.

Das Ziel, mit Zensur im Innern aussenpolitisches Appeasement zu betreiben, widerspricht rechtsstaatlichen Prinzipien und gibt den taktischen Spielen der Provokateure auf beiden Seiten recht. Die Notwendigkeit neuer „Schranken der Meinungs- und Kunstfreiheit”, von der Innenminister Friedrich spricht, kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Im Gegenteil wäre es angezeigt, dem Klima der Angst und Einschüchterung mit Offenheit entgegenzutreten.

Berlin, den 17.09.2012 

Christoph Hochhäusler

Diskussion: 'COMBAT'

Am kommenden Sonntag (23.09.2012, 12 h) werde ich im Arsenal (nach der Filmvorführung) mit Anke Leweke über Chris Markers DESCRIPTION D'UN COMBAT diskutieren, der 1961 den Goldenen Bären für den besten Dokumentarfilm gewann. Dieter Kosslick wird ein Grußwort sprechen. Mehr dazu hier.

Auf dem Revolver-Blog habe ich einen Text von Chris Marker gepostet, in dem er sich mit den Defiziten des deutschen Kinos beschäftigt. Ein interessanter Blick ins Jahr 1954.

12 September, 2012

REVOLVER LIVE (30) – CLOSE-UP 'ARSENAL'

E  I  N  L  A  D  U  N  G


Foto: Bill Brandt


CLOSE-UP 'ARSENAL'

Innenansichten einer modernen Kinemathek

Milena Gregor, Birgit Kohler und Stefanie Schulte Strathaus im Gespräch mit Ekkehard Knörer und Christoph Hochhäusler.


Am Samstag, den 15.09.2012 um 18 h im Centrum Hungaricum Berlin (.CHB)*,

im Rahmen von Hands on Fassbinder.

Das Berliner ARSENAL gehört zu den bekanntesten Filminstitutionen Europas. Als „Institut für Film und Videokunst e.V." betreibt es nicht nur das wichtigste Kino Berlins, sondern ist unter anderem auch in Sachen Vertrieb, Archivierung und – im Rahmen des Forums der Berlinale – als kuratorische Instanz aktiv. Die „Gralshüter(innen) der Filmkunst" – Milena Gregor, Birgit Kohler und Stefanie Schulte Strathaus stehen dem Verein gemeinsam vor – haben allerdings nicht nur mit einer dürftigen finanziellen Ausstattung und den Tücken des Standorts zu kämpfen. Es ist die Definition der Aufgaben selbst, die mehr und mehr zur kontroversen Frage wird. Angesichts eines Kinos, dessen – soziale, politische, ästhetische – Identität in Auflösung begriffen ist, wollen wir über Bedingungen, Ziele und Widersprüche einer modernen Kinemathek diskutieren.


Ziel ist ein offener Diskurs. Alle Filminteressierten
sind dazu herzlich eingeladen.


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Collegium Hungaricum Berlin (Haus Ungarn)
Ungarisches Kulturinstitut
Dorotheenstraße 12
10117 Berlin

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