10 März, 2017

Biopic

Helmut Berger in Luchino Viscontis LUDWIG (1972) 
– für mich einer der besten biografischen Filme überhaupt.

Der Grundwiderspruch jeder biografischen Erzählung:

Einerseits darf man nicht der Versuchung erlegen, alle Lebensereignisse im Lichte eines Fixpunktes (das den Erinnerungswert bestimmt) „zentralperspektivisch” auszubeuten und gleichzuschalten. Andererseits macht das Gegenteil – das Hü-und-Hott des Lebens ohne Gewichtung nachzuerzählen – unter Umständen noch weniger Sinn, gerade im Rahmen eines Spielfilmes.

Ich denke, es muss darum gehen, anhand des verfügbaren spezifischen Materials eine Figur zu erfinden, mit der sich etwas viel Allgemeineres zeigen lässt und deren Geschichte – selbst wenn das gegen die historische Wahrheit steht – in den bekannten Elementen Erfüllung erfährt und damit gewissermassen „wahr” wird. 

Zugleich steht es jedem Erzähler gut zu Gesicht, die Grenzen der eigenen Erzählung, die Möglichkeit eines alternativen Verlaufs anzudeuten, d.h. der Dialektik des (erzählten) Schicksals Rechnung zu tragen: Es musste so kommen, aber beinahe wäre alles ganz anders verlaufen.

(Siehe auch: mein kleiner Text über Imamuras INSECT WOMAN)

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